Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit die Vorzüge der Fitness-App Loox speziell an Übungen am Sling Trainer ausgetestet habe, folgt diesmal ein näherer Check der neuen Freeletics Gym App, die ihren Fokus aufs Training in Kombination mit Geräten legt. Ob eine Langhantel mit mehreren Gewichtseinstellungen den Besuch im Fitnessstudio überflüssig macht und inwiefern die Trainingsapp die Fitness steigert, wird hier anhand einiger selbst ausgeführter Übungen näher betrachtet. Und ich gehöre nicht zu denjenigen, die im Fitnessstudio zu den Anfängern an den Geräten gehören, sondern bin seit einigen Jahren in der Bodybuilding Sportart aktiv.
Die Aussage, dass andere Fitnessexperten in der Muckibude nicht mit Handy rumlaufen, ihre Leistungen messen, kann ich leider nicht nachvollziehen. Gerade bei Performance Sportlern ist das Tracken der sportlichen Leistung immens wichtig und nicht ohne Grund sind Fitness-Apps wie Loox, JEFIT und unzählige weitere Anwendungen so beliebt. Beim Laufband, beim Rudern, auf dem Rad werden inzwischen nicht nur Zeit und Geschwindigkeit gemessen. Und gerade diese Kontrolle motiviert die Sportler, ihr Trainingsprogramm nach Plan durchzuziehen. Deswegen war ich mal gespannt, was die neue Freeletics Gym App anzubieten hat. Vorab gesagt: beim ersten Durchscrollen der Sportübungen war bei mir ein wenig die Skepsis groß, da die Übungen sogar auf Zeit durchgeführt wurden. Aber schauen wir uns die ersten Übungen mal genauer an.
Freeletics Gym App im Überblick
So sieht die App aus
Vom Design und von der Ausgestaltung her sind viele Ähnlichkeiten zur Bodyweight Freeletics App vorhanden. Am Anfang erhaltet ihr die Möglichkeit, Trainingstage, euer Ziel (generell fit werden, abnehmen, Muskeln aufbauen, abnehmen und Muskeln aufbauen) auszuwählen.
Hier sind anhand der Navigation oben vier Bereiche gekennzeichnet! Im Bereich „Lerne die Bewegungen“ geht es um die Theorie zur richtigen Ausführung der Übungen, die mit jeweils einem Trainingsvideo zur Ausübung versehen ist. Die Bereiche Coach & Training sind die wichtigeren Bereiche und sind so System her stark an der Bodyweight App angelehnt. Der vierte Bereich ist euer Profil, wo ihr eure Punktzahl, die Anzahl der Übungen sowie eure gehobenen zusammenaddierten Gewichte angezeigt bekommt. Auf den ersten Blick sieht es klar gegliedert und strukturiert aus. Doch eine Frage stellt sich mir trotzdem: wo kann man sich auf dem Desktop PC eigentlich nicht für den Gym Bereich anmelden. Ok, bei Loox ist das ebenfalls nicht möglich. Doch wenn ich für die Bodyweight App mich am PC oder auf dem Tablet mich anmelden kann, müsste es logischerweise für die Gym App doch ebenfalls möglich sein. Ist aber meiner Meinung nach nicht sehr tragisch!
Unterteilt sind die Trainingsbereiche in Strength Couplets, Workouts, Challenges und Rowing mit jeweils mehreren Trainingsprogrammen zum Auswählen. Habt ihr wenig Lust auf den Coach und trainiert ihre eure Muskeln nach eigenem Trainingsprogramm, ist die Auswahl hier groß. Allerdings hätte ich mir hier eine bessere Gliederung nach Muskelpartien und Fokusschwerpunkt anhand von simplen Grafiken gewünscht. Auch die Navigation durch die Optionen fällt einem erfahrenen Bodybuilder wie mir doch ein wenig schwerer am Anfang. Und das liegt nicht an mangelnden Englischkenntnissen, sondern einfach daran, dass man teilweise 10 Klicks durch die wenigen Seiten durchführen muss (u.a. Gewichte), bis man mit dem Training starten kann. Ein Anfänger kann unter Lower Body I, II, III natürlich nichts Konkreteres vorstellen, außer dass irgendwie der untere Bereich der Muskeln unter der Hüfte vielleicht trainiert wird. Idealer wäre eine Unterteilung nach Muskelgruppen wie Hüfte, Oberbein, Unterschenkel, untere Bauchmuskeln usw.! Denn der klassische Bodybuilder weiß ganz genau, welche Muskelgruppen er trainiert und wenn Freeletics Gym sich von anderen Fitness-Apps abheben, müssen sehr gute Alleinstellungsmerkmale vorhanden sein, die den Fitness-Freak überzeugen.
Und einzigartige Merkmalseigenschaften der Freeletics Gym App sind auf jeden Fall vorhanden. Es gibt keinen Zeitdruck und kein Countdown, wo ihr die Strenght Couplets schnellstmöglich durchführen sollt, sondern könnt in aller Ruhe die Übungen mit euren ausgewählten Gewichten durchführen. Lower Body I mit Back Squats und SL Deadlifts werden in 5 Sätzen trainiert. Nach jedem Satz könnt ihr die Gewichte nach eurem Geschmack anpassen. Aus benutzerfreundlicher Sicht ist es auch nicht schlecht, dass zu den Übungen im oberen Bereich Hinweise zur Ausführung gegeben werden. Bei anderen Apps wie Loox ist das leider ziemlich schlecht gehandhabt und dort müsste man hin- und herklicken, was nervig sein kann. Das ist bei Freeletics Gym nicht der Fall und das ist schon mal ein positiver Ansatz, wo sich die Entwickler auch Gedanken gemacht haben.
Der Hang zu Vergabe von Namen nach Göttern aus mythologischen Erzählungen ist auch bei den Workouts in der Gym App vorhanden, wobei ich mich manchmal doch ein wenig frage, wo der Bezug zu den Göttern eigentlich vorhanden ist. Ob sich die Entwickler von der Marvel Verfilmung Thor inspirieren ließen? Viele Figuren wie Heimdall oder Loki kommen einem bekannt vor. Nur Thor selbst ist diesmal nicht vertreten! Die Fokusbereiche der Workouts liegen auf Oberkörper, Unterkörper, ganzer Körper und Rumpf. Für einen Anfänger wäre es nicht schlecht, wenn nach diesen Fokusbereichen die Übungen sortiert werden würden anstatt nach Götternamen, die eher wenig im Gedächtnis bleiben. Aber das ist letztendlich Geschmackssache.
Schauen wir uns einige Beispiele von Workouts mal an, die ich herausgepickt habe und Heimdall springt mir sofort ins Auge. Heimdall verlangt 6x Push Press, 8x Bent Rows, 10x Bench Press und das alles auf Zeit. Wenn ich mir ansehe, wie hoch das Maximalgewicht ist (nämlich 80kg), wundere ich mich, ob Typen wie Dwayne Johnson „The Rock“, Magnus Samuellson oder Arnold Schwarzenegger zu seinen besten Zeiten wirklich soviele Wiederholungen in dieser Intensität schaffen. Denen trau ich zwar zu, dass sie 160 kg Bankdrücken locker packen, aber nicht einer wahnsinnig großen Wiederholungszahl. 80 Wiederholungen mit 80kg erscheinen in meinen Augen ein wenig utopisch (gerne lasse ich mich eines Besseren belehren). Aber Gott sei Dank verlangt die App nicht solche Heldentaten! Die Übungen der Workouts sind zwar anspruchsvoll und herausfordernd und logisch aufeinander aufgebaut. Brust und Rücken sind im Hinblick auf ein effektives Push-Pull Programms sehr sinnvoll und wer nur auf Bankdrücken seine Übungen beschränkt, wird schnell feststellen, dass er an seine Grenzen gelangt.
Zu den Trainingseinheiten mit Zeitkomponente gehören die Challenges hier geht Freeletics wieder auf seinen Fokus von eines hochintensiven Trainings innerhalb kürzester Zeit wieder zurück. Ihr müsst nach Einstellung des Gewichts und der Wiederholungen die Übungen innerhalb kürzester Zeit die Übungen durchführen. Und hier liegt leider das größte Verletzungspotential, wenn bei hoher Wiederholungszahl und schweren Gewichten eine unsaubere Durchführung den Körper zu sehr belastet. Die falsche Selbsteinschätzung, ein fehlender Trainingspartner oder Coach – und ihr seid auf euch allein gestellt! Dennoch finde ich vor allem die detaillierten Beschreibungen zur Durchführung sehr spannend und betrachte die Aufgaben natürlich als große Herausforderung. Anfänger sollten allerdings in Ruhe einsteigen und die Übungen erstmal sauber zu Ende bringen.
Das ist ein interessanter Bereich, den ich auf der App nicht erwartet hätte, ist aber in Kombination von Kraft und Ausdauer eine willkommene Abwechslung und für den Ganzkörper ein tolles Training. Das Rudern gehört zu den wenigen Trainingseinheiten, wo auf Hanteln jeglicher Art verzichtet wird! Allerdings sind die Pausen zwischen den Distanzeinheiten ziemlich hoch ausgefallen. Beim Rudern sollte nach dem Intervallprinzip trainiert werden, bei der die Intensität nach einer bestimmten Zeit variiert wird. Zu große Pausen in Form eines Stillstands sind wenig förderlich!
Fazit nach knapp 2 Wochen Training mit Freeletics Gym
Ich trainiere sowohl mit der Bodyweight App als auch mit der neuen Fitness-App und kann auf jeden Fall sagen, dass man bei den Workouts vom Coach auf jeden Fall nicht unterfordert ist. Die Verknüpfung von Fitnessgeräten mit der Ausführung der Übungen nach Zeit ist gut gelungen und sinnvoll kombiniert. Bei Workouts mit höherer Intensität ist allerdings ein Trainingspartner ein Muss! Eine Vergleichbarkeit mit der klassischen Bodyweight App ist ein wenig unfair. Denn die klassischen Übungen mit Eigengewicht könnt ihr überall und jederzeit durchführen. Die Community und die Facebook Gruppen haben die Marke auch dank der Social Media Präsenz hochgepusht. Die Freeletics Gym App richtet sich eher nach den Sportlern, die regelmäßig ins Fitnessstudio gehen und ist speziell für diese Zielgruppe ausgerichet. Sportler wie ich, die ursprünglich im Fitnessstudio an ihrem Fitnesslevel gearbeitet haben, nehmen die Gym App als willkommene Abwechslung her, nicht aber als einzige Sport-App und ich denke wohl kaum, dass die klassische Freeletics-Community sich zum Fitnessstudio-Besuch bekehren lassen.
Was verbesserungswürdig ist, ist das Ausbreiten der Übungen auf mehrere Geräte. Denn es gibt im Fitnessstudio nicht nur Hanteln und Rudergeräte, sondern viele diverse Trainingsgeräte wie Slingseile, Ergometer, Trainingsrad, diverse Pullup-Stände, Medizinbälle usw. . Nicht schlecht wäre es, wenn die Übungen noch weiter ausgebaut werden!
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